Auf leisen Sohlen

„Auf leisen Sohlen wandeln die Schönheit, das wahre Glück und das echte Heldentum.“ So euphorisch wie in dem Sprichwort ist das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) in den langen Monaten des Wartens auf sein Kommen selten gefeiert worden. Tatsächlich hat sich das Inkrafttreten des LFGB zum 1.9.2005 auf eher leisen Sohlen in die lebensmittelrechtliche Wirklichkeit eingeschlichen.

Ein Blick in das Jahresregister 2005 der ZLR offenbart, daß die Zusammenfassung des deutschen Lebensmittel- und Futtermittelrechts in einem Gesetz in der wissenschaftlichen Diskussion jedenfalls des vergangenen Jahres nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Es wird den eifrigen Leser dieser Zeitschrift nicht überraschen, Abgrenzungsfragen zwischen den Kategorien „Lebensmittel“ und „Arzneimittel“, insbesondere auf dem Gebiet der Nahrungsergänzungsmittel, an der Spitze der Einträge im Stichwortverzeichnis 2005 zu finden. Angesichts der Themen dieses ersten Hefts des neuen Jahres bedarf es wohl keiner prophetischen Gabe vorherzusehen, daß auch 2006 durch Entscheidungen und Beiträge im Grenzbereich von Lebensmitteln und Arzneimitteln geprägt sein wird.

Wohl ebenfalls nicht auf prophetische Gabe ist es zurückzuführen, daß Prof. Dr. Dieter Eckert bereits 2003 in einem Aufsatz in der ZLR (ZLR 2003, 667 ff) auf die fehlende Erforderlichkeit der Zusammenführung von Lebensmittel- und Futtermittelrecht in einem Gesetz hingewiesen hat. Auch wenn die Entwicklung der Gesetzesanwendung natürlich abzuwarten bleibt, konnte man schon nach der Lektüre der Zeilen Eckerts an der Sinnhaftigkeit eines vereinigten LFGB zweifeln. Ist doch der Autor nicht nur als profunder Kenner der Materie ausgewiesen, sondern als Mitschöpfer des lebensmittelrechtlichen Vorgängergesetzes steter-hinsichtlich der Zusammenlegung von Lebensmittel- und Futtermittelrecht kritischer-Begleiter des Gesetzgebungsprozesses gewesen.

Am 24.2.2006 feiert Prof. Dr. Dieter Eckert seinen 80. Geburtstag. An diesem Tag wird der Jubilar auf eine lange, intensive und fruchtbare Schaffenszeit zurückblicken, in der er wie kaum ein anderer das deutsche Lebensmittelrecht geprägt hat. Ausweis dessen ist unter anderem seine langjährige wissenschaftliche Begleitung der ZLR, deren redaktionellem Beirat er seit seiner Gründung angehörte und in dem er hoffentlich noch lange wirken wird.

Schon im ersten Jahr ihres Erscheinens, 1974, waren in jeder der drei Ausgaben Abhandlungen von Eckert enthalten, nämlich zur Lebensmittelrechtsharmonisierung in der Europäischen Gemeinschaft und dem Codex Alimentarius sowie zur Gesamtreform des deutschen Lebensmittelrechts. Diese grundlegenden Themen, mit denen sich Eckert im damaligen Bundesgesundheitsministerium befaßt und deren Entwick¬ZLR 2006 S. 1 (2)lung er maßgeblich vorangetrieben hat, waren seitdem in unterschiedlichen Ausprägungen Gegenstand einer Vielzahl von Abhandlungen Eckerts in der ZLR, die nicht nur große Beachtung gefunden haben, sondern auch das Niveau dieser Zeitschrift bestimmt haben und anderen Autoren als „Meßlatte“ dienen.

Verlag, Redaktion und Beirat der ZLR gratulieren Prof. Eckert zum runden Geburtstag und wünschen ihm Glück und Gesundheit!

Eine weitere für das deutsche Lebensmittelrecht prägende Gestalt hat auf leisen Sohlen eine Veränderung im Redaktionsteam der ZLR herbeigeführt. Mit diesem Heft hat Dr. Axel Krohn, der langjährige Chefredakteur dieser Zeitschrift, und vorher seit 1984 Mitglied des Beirats der ZLR seinen Posten an Dr. Carl v. Jagow übergeben. Verlag, Redaktion und Beirat danken Dr. Axel Krohn herzlich für seinen engagierten, unermüdlichen Einsatz, der wesentlich dazu beigetragen hat, daß in der ZLR seit Jahren alle wichtigen Themen des Lebensmittelrechts wissenschaftlich analysiert und lebhaft diskutiert werden.

Die Redaktion