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Müller 

Wir reizen die Energiewende an

Klaus Müller*

Abbildung 1

Die Aufgabe einer Regulierungsbehörde ist einfach zusammengefasst: Sie muss die Interessen ganz verschiedener Seiten im Blick behalten und einen Ausgleich finden. Die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen faire Preise und eine zuverlässige Energieversorgung. Die Unternehmen sinnen auf gute Erträge für ihre Investitionen. Und über allem stehen die Klimaziele. Wir erreichen sie nur mit einer umfassenden Transformation der Energiewirtschaft: weg von den fossilen, hin zu den erneuerbaren Energien – digitalisierte Netze für deren Transport in einem europäischen Binnenmarkt. Diese Wende erfordert auch eine Wende in der Regulierung. Wir müssen uns den Herausforderungen anpassen.

Wo stehen wir also? Die Strom- und Gasnetzbetreiber in Deutschland sind sehr leistungsfähig. Unsere Erhebungen zeigen es jedes Jahr aufs Neue: Die deutsche Strom- und Gasversorgung ist weltweit eine der besten. Es gibt nur wenige Länder, in denen die durchschnittliche Unterbrechung der Strom- und Gasversorgung niedriger ist als bei uns.

Die Investitionen in die Stromnetze steigen kräftig an. 2013, vor zehn Jahren, waren es 5,2 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr lagen die jährlichen Investitionen bei 11,5 Milliarden Euro.

Das Geld so wirksam wie möglich einzusetzen ist in Zeiten steigender Kosten elementar. Die Effizienz der Unternehmen ist in den vergangenen knapp zehn Jahren gestiegen. Das bedeutet, wir bekommen bessere Qualität so günstig wie möglich. Das ist erfreulich und angesichts der beschriebenen gewaltigen Transformation alles andere als selbstverständlich.

Gleichzeitig nimmt die Dynamik der Energiewende zu, und die Herausforderungen für die Netzbetreiber werden nicht abnehmen.

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein.

Im Strombereich bedeutet dies, die erneuerbare Stromerzeugung auszuweiten und viele Sektoren zu elektrifizieren. Die Folge für das Netz ist ein nochmal deutlich beschleunigter Netzausbau und ein deutlich höherer Informationsbedarf der Netzbetreiber über den Zustand und die Auslastung ihrer Netze. Außerdem müssen wir erneuerbare Erzeugung ans Netz anschließen. Auch Wärmepumpen und Ladesäulen brauchen Netzanschlüsse. Das geht nicht ohne stärkere Digitalisierung der Netze und standardisierte Prozesse.

Im Gasbereich setzt eine gegensätzliche Entwicklung ein. Die Bedeutung von Erdgas wird abnehmen. Es wird möglich sein, Teile des Gasnetzes für den Transport von Wasserstoff zu nutzen. Der andere Teil des Gasnetzes wird spätestens ab 2045 nicht mehr genutzt und stillgelegt.

Aus all diesen Veränderungen haben wir Schlüsse gezogen, die sich auf die Regulierung auswirken. Ich kann sie hier nur in Stichpunkten nennen. Erstens wollen wir das System vereinfachen. Detailregelegungen schaffen wir ab, Energiewendekompetenz reizen wir an. Das spart vor allem den Unternehmen Zeit und Geld. Zweitens schlagen wir vor, die Regulierungsperioden zu verkürzen. Das trägt der dynamischen Entwicklung Rechnung. Der dritte Punkt betrifft die Investitionen in die Gasnetze. Ein Teil des Netzes eignet sich für den Transport von Wasserstoff oder grünen Gasen. Ein anderer Teil wird stillgelegt. Haben die Netzbetreiber in Teile investiert, die nicht mehr nutzbar sind, sollen sie diese beschleunigt abschreiben können.

Diese Vorschläge diskutieren wir mit der Branche. Fest steht aber jetzt schon: Die Zeichen stehen auf Wandel. Und das ist gut.

*

Präsident der Bundesnetzagentur.

 
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