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BB 2025, 691
 

Im Blickpunkt

Abbildung 17

Wer regelmäßig von zu Hause aus arbeitet, hat oft schlechtere Aufstiegschancen. Das legt ein groß angelegtes Experiment des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung unter rund 5 000 Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden nahe (PM vom 6.3.2025). Vor allem kinderlose Frauen und Männer sowie Väter mit hohem Homeoffice-Anteil würden danach pauschal als weniger engagiert angesehen und seltener für Stellen empfohlen. Mit einer Betriebsvereinbarung zur mobilen Arbeit verschwindet dieser Nachteil – vorausgesetzt, sie gilt für alle Beschäftigten im Unternehmen, so die neue Studie. Die Frage war, wie sich regelmäßiges Arbeiten im Homeoffice auf die berufliche Karriere seit der Corona-Pandemie auswirkt. Bislang gab es dazu lediglich erste Untersuchungen aus den USA und Großbritannien. Für Deutschland legen nun Yvonne Lott vom WSI, Senhu Wang von der National University of Singapore und Heejung Chung vom King's College in London eine erste Analyse vor. In einem Experiment konnten die Forschenden zeigen, dass Beschäftigte aufgrund von Homeoffice eine Stigmatisierung erfahren, die zu beruflichen Nachteilen führen kann. Um der Benachteiligung entgegenzuwirken, sei eine Formalisierung und Normalisierung von Homeoffice notwendig, so die Studie. “Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Etablierung eines formalen Rechts auf Homeoffice”, sagt Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, zu den Befunden. Generell sei danach festzuhalten: Je mehr jemand im Homeoffice arbeitet, desto schlechter ist das nach der neuen Studie für den beruflichen Aufstieg. Diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten – insbesondere an drei oder vier Tagen in der Woche – werden von den Befragten tendenziell als weniger engagiert und weniger produktiv eingeschätzt als diejenigen, die an fünf Tagen in der Woche vor Ort im Unternehmen tätig sind. Eine Rolle spielt auch die Verbreitung von Homeoffice im Unternehmen: Wenn nur ein kleiner Teil der Beschäftigten zu Hause arbeitet, ist die Stigmatisierung besonders groß. “Betriebsräte sind also gut beraten, eine Vereinbarung zum hybriden Arbeiten für alle Beschäftigtengruppen abzuschließen und damit die Verbreitung der Homeoffice-Nutzung im Betrieb zu fördern”, so die Forschenden.

Prof. Dr. Christian Pelke, Ressortleiter Arbeitsrecht

 
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