Im Blickpunkt
Nach einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, für die deutschlandweit rd. 600 Unternehmen mit mindestens 500 Beschäftigten befragt wurden, haben rund 25 % kein Compliance-Programm implementiert (vgl. dazu auch die Meldung auf der zweiten Seite dieses Wochenüberblicks). Etwa jedes zweite Unternehmen verweise auf zu hohe Kosten und zu viel bürokratischen Aufwand. Knapp die Hälfte der Befragten ohne Compliance-Programm sei der Ansicht, dass der Nutzen von Compliance-Maßnahmen den damit verbundenen Aufwand nicht rechtfertige. Diese Auffassung sei insbesondere bei kleineren Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern sehr verbreitet (72 %). Dabei – so das zentrale Ergebnis der Studie – zahlten sich die Bemühungen der Unternehmen um stärkere Compliance und Präventionsprogramme aus: Der Anteil der von Wirtschaftskriminalität betroffenen Betriebe sei in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Dass Compliance stärker als Chance denn als Belastung begriffen werden müsse, war auch einhellige Meinung bei der Abschlussdiskussion der “Compliance Conference” auf der Euro Finance Week am 19.11.2013 in Frankfurt a. M. Dr. Alexander Jüngling, Chief Compliance Officer bei Bilfinger SE, meinte, Compliance sei ein Thema, das “vom Vorstand umarmt” werden müsse. In diese Richtung zielt bei diesem Schwerpunktheft “Compliance” auch der Beitrag von Heißner/Benecke “Compliance-Praxis im Wandel: von der reinen Kontrolle zum Integrity Management”. Die Autoren stellen die Blaupause eines Compliance-Management-Systems vor, das nicht Kontrollen und Kosten, sondern Integrität und Ethik in den Mittelpunkt stellt, und wollen zeigen, dass so verstandene Compliance zum positiven Werttreiber für das ganze Unternehmen werden kann.
Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft