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BB 2020, 2921
 

Im Blickpunkt

Abbildung 13

“Die Insolvenzzahlen sind im Rezessionsjahr 2020 im freien Fall: Die Creditreform Wirtschaftsforschung verzeichnete nur noch gut 82.000 Insolvenzen insgesamt. Im Hochkonjunkturjahr 2019 waren es noch rund 104.000 Pleitefälle”, heißt es in einer PM der Creditreform vom 8.12.2020. Trotz des massiven Konjunktureinbruchs seien die Insolvenzen in Deutschland weiter signifikant gesunken: Im Jahr 2020 habe die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich um 13,4 % auf 16 300 Fälle (2019: 18 830) abgenommen. Das sei der niedrigste Stand seit der Einführung der Insolvenzordnung (InsO) im Jahr 1999. Zur Abfederung der Folgen der Corona-Pandemie hätte die Bundesregierung zahlreiche Hilfs- und Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft beschlossen und die Insolvenzantragspflicht mehrere Monate lang ausgesetzt. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform: “Im laufenden Jahr hat sich das Insolvenzgeschehen als Seismograph für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vom wirklichen Zustand der deutschen Unternehmen entkoppelt.” Problematisch sei auch, dass durch die Staatshilfen sehr viele Unternehmen am Markt blieben, die unabhängig von der Corona-Krise eigentlich nicht mehr überlebensfähig seien. Insbesondere bei Kleinbetrieben habe es durch die Aussetzung spürbar weniger Insolvenzmeldungen gegeben. Ein deutlicher Anstieg der Insolvenzen sei dagegen bei größeren Unternehmen zu verzeichnen gewesen. “Insolvenzen sind ein wichtiger Mechanismus zum Schutz der Volkswirtschaft”, so Hantzsch weiter. “Unternehmen ohne tragbares Geschäftsmodell müssen vom Markt genommen oder von Grund auf saniert werden, damit die deutsche Wirtschaft als Ganzes auch nach Corona wettbewerbsfähig bleibt.” Branchen wie Autoindustrie, Luftfahrt und Einzelhandel stünden ohnehin vor drastischen Umwälzungen. “Der Strukturwandel wird durch diese Maßnahmen teilweise verzögert.” Nachdem die Insolvenzanzeigepflicht bei Zahlungsunfähigkeit (nicht aber Überschuldung) ab Oktober wieder in Kraft sei, dürften die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und ein Ende der Eindämmungsmaßnahmen die Insolvenzen im kommenden Jahr insgesamt wieder steigen lassen. – Daher sei schon an dieser Stelle auf das 2021 geplante BB-Schwerpunktheft “Restrukturierung” hingewiesen (BB 12/2021).

Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft

 
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